War ich als Kind zu Besuch bei Oma und Opa väterlicherseits, dann stand neben dem üblichen betüdeltwerden eine Sache fest im Tagesablauf verankert: das Anhören des Dschungelbuch-Hörspiels. Um ein paar erklärende Texte ergänzt wird der berühmte Disney-Klassiker hier für die Dauer einer Langspielplatte aufbereitet. Aber wie! Welch eine Synchronisation! Wenn ich nur an die Stimme von Joachim Cadenbach denke, der Baghira, den Panther spricht und als Erzähler fungiert, dann wird mir warm ums Herz. Erich Kestin als Schlange Kaa und Susanne Tremper als Mädchen mit glockenheller Stimme – wenn man dieses Hörspiel mit aktuellen Produktionen vergleicht, merkt man, dass es sich hier um ganz ganz große Kunst handelt, die aus einer Zeit stammt, als Schauspieler und Synchronsprecher noch das beherrschten, was einen guten Schauspieler oder Synchronsprecher u. a. auszeichnet:  betontes, deutliches sprechen. Als Negativbeispiel muss ich dann immer an die Leistung von Markus Maria Profitlich in dem Film "Die Unglaublichen" denken – das war wirklich unglaublich (schlecht). Das Dschungelbuch Hörspiel ist atmosphärisch so dicht, so mitreißend, die Stimmen so faszinierend (Siegfried Schürenbergss Shir Khan beispielsweise) dass es einem den Atem verschlägt – und das nicht nur als Kind!